In diesem C! Podcast spricht Corinne M. Flick mit Prof. Dieter Borchmeyer, Literaturwissenschaftler und Autor der Bücher Was ist deutsch? und Thomas Mann: Werk und Zeit, zum Thema:
Welche Bedeutung hat Thomas Mann für das 20. Jahrhundert? Gedanken zu Zivilisation und Kultur
Hier seine Gedanken in Kürze:
Die Kulturnation ist eine deutsche Spezialität. Die Franzosen oder Engländer würden nie auf die Idee kommen, zwischen politischer Nation und Kulturnation zu unterscheiden.
Thomas Mann hat die besten deutschen Traditionen in sich aufgenommen und gesammelt. Wer Thomas Mann liest, erfährt auch viel über Goethe, Schopenhauer und Wagner. Tatsache ist, dass Thomas Mann ein Urbegriff deutscher Kultur geworden ist.
Für Thomas Mann war der große Fehler des deutschen Bürgertums, sich in seinem Bildungsdenken völlig von den Realitäten der modernen Zivilisation abzusondern und auch die Politik als schmutziges Geschäft anzusehen. Deshalb war man dem Nationalsozialismus hoffnungslos ausgeliefert.
Thomas Mann sagt am Ende seiner Betrachtungen eines Unpolitischen, dass die abstrakten politischen Denker, die immer von bestimmten apriorischen Grundeinsichten ausgehen und die Wirklichkeit danach kommandieren wollen, die eigentlichen Unpolitischen sind, während er als Künstler ein Mensch des Kompromisses ist. Und jede wahre Politik sei eine Kunst des Kompromisses … Das macht gerade die Betrachtungen eines Unpolitischen so unerhört aktuell.
Ein großer Roman braucht große Ruheflächen. Damit umzugehen muss man lernen.
Der deutsche Föderalismus, die Zersplitterung des Deutschen, hat den Vorteil, dass es Kultur überall gibt: in jeder Provinz, in jeder kleinen Stadt. Die Kultur verbreitet sich über das ganze Land.