In diesem C! Podcast spricht Corinne Flick mit Christoph G. Paulus, Experte für Insolvenzrecht für Staaten, Professor (a.D.) für Bürgerliches Recht, Zivilprozess- und Insolvenzrecht sowie Römisches Recht an der Humboldt-Universität zu Berlin, über:
Warum Scheitern das Menschlich-Verbindende ist
Hier einen Auszug seiner Gedanken:
Scheitern gehört eindeutig zum Leben […] Es ist im Grunde genommen das Elementarste, was es im Kosmos gibt. Es ist der Motor der Evolution. Die Evolution baut auf Scheitern auf, um dadurch Erfolge hervorzubringen.
Es ist das Gewinnen, wenn wir gerade beim Spiel, Sport und leider Gottes auch beim Krieg und Kampf sind. Das sind gesellschaftliche Ereignisse, die per definitionem ein von mir unterstelltes Scheitern voraussetzen. Denn gewinnen kann man nur, wenn man scheiternde Verlierer dabei hat. Man könnte es genauso gut so formulieren, dass der Sieger an und für sich jede Menge Grund hätte, sich zu den Verlierern hinzuwenden, sich zu verneigen und zu bedanken, dass sie verloren haben, damit er den Erfolg des Sieges genießen kann.
Wir alle strampeln uns ab in unserem Leben, wir alle sind determiniert, wir müssen sterben, schlicht und ergreifend. Und warum nicht das Ganze humorvoll nehmen? Warum das Ganze so tragisch sehen?
Scheitern als eine Chance anzusehen, ist eine Facette. Man kann es aber auch als eine Schmach, eine Schande oder eine Strafe empfinden. Da ist die Bandbreite riesengroß.
Das ganze Strafrecht ist im Grunde genommen nichts anderes als ein Scheiterns-Recht, das bereits im Vorfeld ex ante sich überlegt, wie das Zusammenleben im Großen und Ganzen durch Strafe in bestimmten Bahnen gehalten werden kann. Insofern ist das Recht ganz eng mit dem Scheitern verbunden.